2a. Mutten

 

mutten

Die beiden Häuser stehen für die Walsersiedlungen Ober- und Untermutten.


Mutten ist eine deutschsprachige Walser Enklave inmitten rhätoromanischen Gebietes. Die Fahrstrasse wurde 1869 erbaut. Die Post wurde täglich zu Fuss in Solis abgeholt.

Mutten hatte 1850 132 Einwohner und erhielt eine Postablage.

 

mutten
Obermutten und Untermutten mit Blick ins Domleschg mit Heinzenberg

 

KGmuttenKG
1850 bis 1895

 

mutten
ca.1861 (Wahrscheinlich Steuerbetrag der Gemeinde Mutten an den Kanton)

 

mutten
wie oben

 

Wie beschwerlich der Postdienst in Mutten war, beschreibt ein Auszug aus dem sehr lesenswerten Buch "Diis Gsetz isch nit inschas Gsetz" von Erwin Wyss:

Johann Brunner versah während einigen Jahren nach der Eröffnung der Albulabahn vom 1. Juli 1903 den Postbotendienst von der Bahnstation Solis nach Mutten. Posthalterin war damals Magdalena Hosang, allgemein als "ds Bäsi Madieni" oder bei den Verwandten vom Heinzenberg als "Bäsi Post" bekannt. Die Abkürzung durchs "Bottawäggli" über die "Hurj" hinunter ins Muttnertobel, hinüber nach Obersolis und zur Station hinunter erwies sich nur während der Vegetationszeit als relativ ungefährlich. Bei Schnee und Eis hätte ein Fehltritt unweigerlich den Tod bedeuten können. An der abschüssigen Stelle "Uf dr Tuffplatt" wurde einmal beim Abstieg der Esel der Posthalterin sogar im Sommer von diesem Schicksal ereilt, und Johann kehrte "as a brüaland" heim. Überhaupt war es so eine Sache mit der Postbeförderung und der Entschädigung fürs Übergewicht. Nach Ansicht der Familie Brunner stand diese dem Postboten zu, der in der esellosen Zeit die Lasten auf dem eigenen Buckel nach oben schleppte. Doch diese wurde ihm nie ausbezahlt. Was er und andere Leidensgenossen jahrein jahraus tagtäglich rund 600 Höhenmeter im unwegsamen Gelände den Berg hinauf schleppten, kann man sich heute nur schwer vorstellen. Nach Elsbeth Cadisch, kam es mitunter vor, dass sich die ganze Familie ins Zeug legte, wenn Bruder Johann auf der Ebene in Obersolis, die von der Gassa aus gut eingesehen werden konnte, neben dem Fussweg einherging, um ihnen anzuzeigen, dass er Unterstützung benötige. Dann stiegen sie Richtung Tobel hinunter, um ihn von der Hurja bis ins Dorf hinauf zu entlasten. In ihrer Brunner'schen Bescheidenheit vermied es Elsbeth, in Bezug auf die Behandlung der Postboten Klartext zu reden. In der Tat kann man aber nicht verschweigen, dass diese ausgenutzt wurden. Die Nachbarin der Posthalterin konnte ein Lied davon singen, weil sich die Boten bei ihr beklagten. Sie bekamen zu wenig zu essen und wenn sie etwas trinken wollten, hiess es: "Geh zum Brunnen und hol dir einen Krug Wasser." Bereits Elsbeths Onkel Jakob versah in den Jahren 1874-1877 den Postbotendienst, damals noch von Tiefencastel her. Er starb im Alter von 20 Jahren an Blutarmut, wie die offizielle Todesursache lautete. Allerdings besorgte damals Madlenis Schwiegervater die Postablagestelle. Die Boten Christian Wilhelm aus Thusis und Hans Schöbi seien auch beide an einer Lungenentzündung gestorben. Christian war erst 19jährig, als er am 23. August 1908 starb. Von Hans Schöbi wusste die Nachbarin zu erzählen, dass er Lasten von 35 kg von Solis bis nach Obermutten getragen habe. Wenn er dann vor Hunger noch kaum der Sinne mächtig am Ziel war, speiste sie ihn mit vier kalten Apfelküchlein ab.


mutten
1895 bis 1925

 

mutten
wie oben

 

mutten
1925 bis 1967

 

mutten
Untermutten, Obermutten oben am Horizont



mutten
03.07.1967 bis 05.02.1980

 

mutten
06.02.1980 bis 02.06.1984

 

mutten
Letzttag alte Postleitzahl

 

mutten
ab 02.06.1984 bis 30.06.2004

 

mutten



mutten

 

 



pfeillinks
pfeilrechts